Erinnerungen an meine Kindheit

Blumenthal ist ein Stadtteil von Bremen. Dort bin ich aufgewachsen und dort hab' ich bis 1967 gewohnt. In Blumenthal wurde auch meine Mutter geboren und eine Reihe ihrer Vorfahren haben dort gelebt.

Wenn ich an meine Kindheit in Blumenthal denke, tauchen viele Bilder in meiner Erinnerung auf ................. ich denke ich vor allem an die Weser, in der ich damals noch baden konnte und in der ich das Schwimmen lernte - an die kleine Fähre aus Holz, mit der man nach Motzen hinüberfahren konnte - an unser altes Haus in der Fresenbergstraße, in dem es noch ein Plumps-Klo gab, frei umher laufende Hühner und einen riesigen Kirschbaum im Garten, unter dem mein Großvater im Sommer saß, um klatschend die Vögel zu verjagen und seine Kirschen zu retten. Es gab auch noch viel unbebautes Land - Kornfelder mit Mohn- und "echten" Kornblumen. Als wir klein waren, bauten wir uns Gänge durch diese Felder..............heute sind all unsere früheren "Spielstätten" bebaut.

Im Teenager-Alter war vor allem der Sattelhof in Blumenthal ein Ort, der mich magisch anzog. Dort traf ich mich mit Gleichaltrigen zum Tischtennis-Spielen, zum Klönen oder zum Tanzen - und dort hab ich mich zum ersten Mal verliebt ........

Ich erinnere mich an Alma Rogge "unsere" Heimatdichterin, die nicht weit von uns entfernt am Rönnebecker Strand wohnte.Wenn ich an meine alte Heimat denke, denke ich auch an sie. Ich hatte das große Glück, sie persönlich kennenzulernen. Das muß ca 1965 gewesen. Mein Vater war oft bei ihr, weil er als Bauingenieuer einen Umbau ihres Hauses vornahm - und irgendwann durfte er auch mich mal mitbringen. Ich werde niemals vergessen, wie wir gemeinsam Tee tranken und Alma Rogge - ganz allein für mich - aus ihren Büchern vorlas und erzählte.

Ich lebe nun schon sehr lange nicht mehr in Blumenthal. Seit ich im Oktober 1999 begonnen habe, mich mit der Ahnenforschung zu beschäftigen, hat meine alte Heimat allerdings wieder eine besondere Bedeutung erlangt. Ich versuche, nicht nur Namen, Daten und Fakten zu sammlen, sondern interessiere mich zum ersten Mal auch für Heimatgeschichte .

Fast all meine Vorfahren mütterlicherseits waren Kahnschiffer. Ich frage mich: WIE haben meine Ur-Großeltern HINRICH HAESLOOP und EISABETH HAESLOOP gelebt? Und Elisabeths Vater - mein Ur-Ur-Großvater MARTIN HAESLOOP, von dem ich weiß, daß er 1815 in der Weser ertrunken ist. Ich denke an Martins Ehefrau und seine noch minderjährigen Kinder (Catharina und Fritz), die nach seinem Tod versorgt werden mußten und für welche Vormundschaftsregelungen getroffen werden mußten. Martins Sohn Fritz wurde später ebenfalls Seemann. Es starb 1866 in Bangkok während einer Seefahrt.

Ich versuche mir vorzustellen, was es für meine Ur-Großeltern väterlicherseits bedeutet haben mag, mit ihren 9 Kindern ihre ostpreußische Heimat zu verlassen und diesen weiten Weg nach Blumenthal in eine ungewisse Zukunft zu gehen ..........

Alles rückt näher, wenn ich versuche, zu verstehen - all das hat auch mit MIR zu tun. Wären SIE nicht gewesen, gäbe es MICH heute nicht .......................