Die Dörfer Blumenthal, Flethe und Rönnebeck

Die Häuser des kleinen Dorfes Blumenthal standen beiderseits der jetzigen Langenstraße am Fuße des Leweken- oder Lerchenberges, der Höhe, auf der die Schule an der Blumenstraße liegt. Nach der Weser zu dehnte sich das Wiesengelände der Marschgehren aus, auf dem der Riesenbetrieb der Bremer Wollkämmerei errichtet worden ist. Das Ende dieses Dorfes bildete der kleine Marktplatz oder Hellerkamp beim Hotel Union.

Dort begann mit der jetzigen Kapitän-Dallmann-Straße, die das Andenken an den Polarforscher Dallmann aus Blumenthal erhält, das Dorf Flethe. Hier lag flußabwärts die Weserinsel Bahrs Plate, ein jetzt aufgespültes Gelände mit schönem Badestrand. Bei der Anlegestelle und dem kleinen Hafen fängt dann das alte Runne- oder Rönnebeck an. Rönnebeck war unter diesen drei Uferdörfern ursprünglich das wichtigste, weil hier schon im 18. Jahrhundert der Boots- und Schiffbau betrieben wurde. Er blühte dann nach der Gründung Bremerhavens mächtig auf.

Auf elf Werften wurden jahrzehntelang Ewer und zweimastige Besahnkänne für die Fahrt auf der Niederweser und Niederelbe gebaut. Zimmerleute, Blockmacher, Reepschläger und Schmiede fanden hier ihr Auskommen.

Aber auch die Besitzer der Schiffe, die Christoffers und Wessels, Haesloop und Dewers, Schwarting und Bullerdiek bildeten hier starke Sippen und wohnten, im ganzen ein halbes Jahrhundert, in den kleinen Strohdachhäusern auf dem hohen Ufer.

Erst die Weser-Korrektion hat dieser Umschlagschifferei mit Segelkähnen langsam ein Ende gemacht. Immerhin sind noch drei Werften in Betrieb und bieten mit ihrem regen Arbeitsleben und den auf die Slips gezogenen, in Reparatur befindlichen Schleppkähnen und Schleppdampfern oben vom Berge ein buntes Bild. Die größte Werft ist die von Havighorst, die mit einer Belegschaft von rund 100 Mann vor allem den Bau von Rettungsbooten betreibt.

Aus den Notwendigkeiten des Boots- und Schiffbaus ist hier Rönnebecks größtes Industriewerk erwachsen, die Armaturenfabrik von H. Dewers. Sie wurde 1871 als kleine Gelbgießerei gegründet. 1900 beschäftigte sie 50 Arbeiter, und die heutige Eisen- und Metallgießerei gibt 350 Menschen Brot und Arbeit.

Nach 1830 haben aber Blumenthal und Flethe, die 1862 miteinander vereinigt wurden, als Amts-, Geschäfts- und Schifferort Rönnebeck weit überflügelt. Entscheidend wurde das Jahr 1884. Da wurde Blumenthal einmal Kreisort und Sitz eines Landratsamtes, zum andern wurde die Bremer Wollkämmerei in Betrieb genommen. 1907/08 wurden Lüßum und Rönnebeck in Blumenthal eingemeindet, und die neue Großgemeinde zählte dann mit einem Schlage volle 10000 Einwohner.

dieser Text wurde dem Buch von Friedrich Kühlken "Zwischen Niederweser und Niederelbe" (erschienen 1950 im Auftrag des Bezirkslehrervereins Stade) entnommen