Kreuzburg

Kreuzburg war eine planmäßige Stadtanlage des Deutschen Ritterordens und erhielt die Gründungsurkunde (Handfeste) zu kulmischem Recht als Cruceburg am 21. 1.1315 vom Großkomtur Heinrich von Plotzke verliehen. Sie war damit die älteste Stadt und älteste deutsche Ortschaft des Kreises. Ihr Ursprung geht aber viel weiter zurück bis zum Jahr 1240, als eine prußische Burg vom Orden erobert und zur Ordensfeste Cruceburg ausgebaut wurde. Kleine deutsche Ansiedlungen neben der Burg entstanden schon seit dieser Zeit, überlebten aber nicht die prußischen Aufstände des 13. Jahrhunderts. Daß sie existierten, beweist der Satz der Handfeste von 1315 "aufs neue ausgetan und errichtet".

Die neue Stadt wurde in rechteckigem Grundriß mit dem Markt in der Mitte und einem gitterförmigen Straßennetz errichtet. Sie war mit Mauer und Graben versehen und besaß zwei Tore: Das Mühlentor im Norden und das Hoftor im Südosten. Die Kirche aus der Gründungszeit diente auch der Verteidigung. Die Burg lag außerhalb der Stadtmauer, sie war der Sitz des Kammeramtes Kreuzburg der Komturei Brandenburg.

Die Verwaltung der mit 80 Hufen Landbesitz ausgestatteten Stadt lag am Anfang beim Erbschulzen, seit 1351 beim gewählten Schulzen mit "Kumpanen". Später waren es Bürgermeister mit Ratsleuten. Die Stadt mit weitem Hinterland erlitt beim Poleneinfall 1414 schweren Schaden, denn 71 Häuser wurden niedergebrannt und 5 Bürger erschlagen. Der Schaden mit dem der Kirche belief sich auf 2170 (Ordens-)Mark. 'Auch in den Kriegen von 1454/66 und 1519/21 entstand schwerer Schaden durch Plünderungen und Brandschatzungen. Bereits 1497 verschrieb der Orden Burg und Stadt dem Bischof Johannes von Pomesamien mit allen Rechten, dessen Nachfolger 1505 Hiob von Dobeneck wurde. Später verlieh der Herzog Stadt und Burg dem Melchior von Lesgewang, 1565 dem Abenteurer Paul Skalich, der sich "Dynast von Kreuzburg" nannte. Seit dieser Zeit setzte der Verfall der Burg ein. 1566 war Kaspar von Fasolt, 1567 Albrecht Truchseß von Wetzhausen und 1572 Melchior von Kreytzen Herr von Kreuzburg. Seit dem 17. Jahrhundert war die Stadt wieder landesunmittelbar.

Seit alter Zeit herrschte ein reger Gewerbebetrieb mit vielen Handwerkern und den Industriewerken der Papiermühle, Mahlmühle, Eisenhammer, Schneidemühle und Walkmühle in der Stadt. Die meisten dieser mit Wasser getriebenen Mühlen wurden aber öfter durch Hochwasser zerstört und gingen dann ein. Die Großfeuer von 1634 und 1663 richteten große Schäden an. Auch die Pestzeit von 1709/11 traf die kleine Stadt schwer. Fast im ganzen 18. Jahrhundert war Kreuzburg Garnisonstadt. 1771 wurde in ihr als Sohn eines Majors der Garnison Hermann von Boyen geboren, der sich große Verdienste um den Wiederaufstieg Preußens nach 1807 erwarb, zweimal preußischer Kriegsminister war und Generalfeldmarschall wurde.

Auch im 19. Jahrhundert stand kein guter Stern über der kleinen Stadt. 1807 entstanden große Verluste durch die französische Besatzung und 1812 durch den Durchmarsch der französischen "Großen Armee" nach Rußland. Besonders schwer traf aber Kreuzburg das Großfeuer vom 10. 5. 1818, das die gesamte Stadt mit 152 Wohngebäuden außer Kirche, Pfarrhaus und Schule vernichtete.

Von diesem Schicksalsschlag erholte sich Kreuzburg bis 1850 nicht und die Bevölkerung verminderte sich sehr, die sich durch Zwirnfabrikation und -handel spärlich durchschlug. Das Kleingewerbe ging zurück, es wurde eine Ackerbürgerstadt. 1818 sollte Kreuzburg Kreisstadt eines Kreises Kreuzburg werden, aber dieser Plan wurde verworfen. Es besaß stets ein Stadtgericht, später eine Kreisgerichtskommission und seit 1879 ein Amtsgericht. Erst nach 1850 setzte wieder ein bescheidener Aufschwung ein, wozu auch die Chausseeanschlüsse in der Zeit von 1870 bis 1890 beitrugen. 1864 hatte die Stadt mit 2181 Einwohnern ihren höchsten Bevölkerungsstand. Es gab vor und nach der letzten Jahrhundertwende die Reichermann'sche Wollspinnerei, die Mühle Reichermann (zuletzt Podehl), Genossenschaftsmolkerei, Sägewerk und Ziegelei.

1908 erfolgte der Bahnanschluß mit der vollspurigen Kleinbahn Bahnhof Tharau-Kreuzburg. Aber auch jetzt blieb Kreuzburg die kleine Handwerker- und Ackerbürgerstadt ohne Wasserwerk, Gasanstalt, Schlachthof und Kanalisation. Lediglich der Elektrizitätsanschluß war die einzige Modernisierung. Kreuzburg besaß eine moderne Volksschule und eine Höhere Privatschule.

Trotz seiner Kleinheit war Kreuzburg kulturell sehr bedeutsam für unseren Kreis, denn es war die Geburtsstadt des Barockdichters Michael Kongehl (1646-1710), der Heimatdichter Wilhelm Reichermann (1845-1920) und Bruno Paul Krause (1900-1944), des Heimatforschers Wilhelm Sahm (1873-1944) sowie der Wohnort des Schriftstellers und Dichters Alfred Otto Dietrich (1882-1942). Außerdem war es die Sagenstadt unseres Kreises mit etwa 25 alten Mären, die sich um Burg, Schloßberg und Stadt rankten.

Größe: 1315: 80 Hufen; 1740: 109 Hufen; 1885: 1740 ha; 1930 1564,7 ha.
Wohnhäuser: 1833: 207; 1846: 212; 1871: 234; 1885: 227; 1895: 232; 1925: 242.
Haushalte: 1785: 216; 1820: 235; 1871: 516; 1885: 489; 1895: 476; 1925: 462.
Einwohner: 1740: 986; 1782: 1018; 1801: 1483; 1816: 1700; 1823: 1352; 1843: 1809;
1864: 2181; 1885: 2014; 1895: 1895; 1910: 1726; 1925: 1639; 1933: 1826; 1939: 2007.

Im I. Weltkrieg kamen russische Truppen nicht in die Stadt. Im II. Weltkrieg gelangte schon Ende Januar 1945 ein feindlicher Vorstoß bis dicht an Kreuzburg. Die Stadt konnte aber über eine Woche gehalten werden und wurde bei wechselvollen Kämpfen sehr stark zerstört. Seitdem liegt sie im sowjetrussisch besetzten Teil von Ostpreußen im Rayon Pr. Eylau (Bagrationowsk) mit dem Namen Slawskoje (nach neuen Meldungen Enino). Kreuzburg wird nicht mehr als Stadt, auch nicht als Großgemeinde geführt, sondern ist nur ein kleiner unbedeutender Ort.