Stadt Preußisch-Eylau


Die Stadt Preußisch-Eylau ist aus keiner planmäßigen Gründung oder Anlage durch den Deutschen Ritterorden hervorgegangen, sondern hat sich aus einer kleinen Ansiedlung langsam im Lauf der Jahrhunderte zu einer Stadt entwickelt. Die ersten Anfänge gehen auf das Jahr 1325/26 zurück, als der Orden die Burg Yladia oder Prusche Ilaw gründete und mit einem Pfleger versah. In Anlehnung an diese Burg in der Komturei Balga entstand eine "Lischke", eine Niederlassung von Krügern, Handwerkern und Arbeitsleuten, die bereits 1348 eine Verschreibung erhielt. Der Komtur Ortuif von Trier erteilte den 12 Krügern ein Gesamtprivilegium für den Verkauf von Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Der Landbesitz war mit knapp 30 Morgen sehr bescheiden. Bereits 1348 wird die Kirche erwähnt, die weit außerhalb der Siedlung stand. 1357 und 1379 wurden den "Einwohnern zu Eylaw" weitere 9 und 7 Vi Hufen verliehen; der Landbesitz mit 17 Hufen blieb gering. Die Burg war Sitz des Kammeramtes Pr. Eylau der Komturei Balga.

Das kleine Gemeinwesen stand anfangs unter der Leitung eines Schulzen, später kam ein Schöffenkollegium dazu. Der Flecken brannte im Jahre 1400 durch Blitzschlag ab, wurde aber wieder aufgebaut. Er zählte 1437 8 Krüger und 30 "Gärtner" (Gartenbesitzer). Im Krieg 1454/66 war die Burg bald wieder im Besitz des Ordens, der am 26. 5. 1455 die Belagerer vernichtend schlug (l. Schlacht bei Pr. Eylau). Der Flecken hatte unter den Kriegswirren sehr zu leiden, stand aber beim Orden. 1492 wurden Burg und Ort Pr. Eylau sowie die Kammerämter Pr. Eylau und Worienen dem Ordensritter Heinrich Reuß von Flauen verliehen, der sie 1513 gegen das Kammeramt Bartenstein dem Orden zurückgab. 1514 erfolgte die Verleihung eines Jahrmarkts für das "Städtlein", das aber im März 1520 abermals einen schweren Rückschlag erlitt, als bei den Kämpfen um die Burg Pr. Eylau (2. Schlacht bei Pr. Eylau) die Polen abgewiesen wurden und darauf den Ort brandschatzten und plünderten.

In den folgenden Jahrzehnten werden bereits Bürgermeister genannt; es gab schon eine Schneiderzunft und die unter dem Amtshauptmann Kaspar von Lehndorff (1551-1575) beschlossene "Willkür" trug durchaus städtischen Charakter. Am 30. 11. 1585 verlieh der Regent Herzog Georg Friedrich dem "Städtlein" die vollen Stadtrechte mit Wochenmarkt und Ausdehnung des Braurechtes. Die kleine Stadt mit um 1600 knapp 1000 Einwohnern blieb Sitz des Hauptamtes Pr. Eylau und eines "Wildnisbereiters" (Oberförsters). Sie entwickelte sich langsam trotz der unregelmäßigen Anlage entlang sich kreuzender Verbindungsstraßen zu einem städtischen Gemeinwesen. Fast im ganzen 18. Jahrhundert war Pr. Eylau mit einer starken Garnison belegt. Im Kreis Brandenburg (1752-1818) war die Stadt Sitz eines Domänenamtes und eines Stadtgerichts. Eine Feuersbrunst vernichtete am 10. 7. 1802 große Teile der Stadt. Kaum neu aufgebaut, erlitt sie in der Schlacht bei Pr. Eylau am 7./8. 2. 1807 wiederum Zerstörungen und große Verluste. Diese grausige Winterschlacht brach den Nimbus der Unbesiegbarkeit Napoleons durch das Eingreifen des mit den Russen verbündeten kleinen preußischen Korps unter General von L'Estocq und seinem Stabschef Oberst von Scharnhorst und trug den Namen Pr. Eylaus in alle Welt.

Das seit der Ordenszeit bestehende Amtsgut wurde 1811 vom Staat verkauft und blieb bis 1945 als Rittergut Henriettenhof im Besitz der Familie Valentini. Das Jahr 1812 brachte mit dem Durchmarsch der französischen "Großen Armee" erneut schwere Lasten.

In den folgenden Jahrzehnten begann ein unaufhaltsamer Aufstieg der Stadt Pr. Eylau. Seit dem l. 4. 1819 wurde sie Verwaltungssitz des neuen Kreises Pr. Eylau, blieb Sitz einer Oberförsterei und Kreisgerichtskommission. Im Dezember 1834 wurden hier die bisherigen kleinen Lehrerseminare Kl. Dexen und Mühlhausen zum Lehrer-Seminar Pr. Eylau vereinigt, das 1861 ein eigenes, großes Gebäude erhielt. Seit 1831 bestand eine Chausseeverbindung mit Königsberg, ab 1848 eine mit Landsberg. Im Herbst 1856 wurde das im Volksmund "L'Estocq-Denkmal" genannte Erinnerungsmal an die Schlacht bei Pr. Eylau 1807 eingeweiht und im September 1866 erhielt die Stadt durch die Eisenbahnlinie Königsberg-Pr.Eylau-Bartenstein eine weitere gute Verkehrsverbindung.

Die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts blühende Tuchweberei ging später ein. Einige Bedeutung erhielten dann eine Eisengießerei und Maschinenfabrik (Johnen), Dampfmühle (Schadwinkel), Genossenschafts-Molkerei, Obstverwertungsanstalt (Denstorff), Ziegelei (Tolkmitt) und Faßfabrik (Taulien). Im übrigen war Pr. Eylau Beamten- und Handwerkerstadt sowie Einkaufszentrum der Umgebung. Im 1924 aufgelösten Lehrer-Seminar wurde eine Aufbau-Oberschule eröffnet. Eine moderne Stadtschule und eine Private Höhere Schule vervollständigten das Schulwesen.

Nach 1900 begann die Modernisierung der Stadt mit Gas- und Wasserwerk, später kamen Elektrifizierung und Kanalisation dazu. Schlachthof, Kreiskrankenhaus und Kreisaltersheim folgten. Das bereits 1884 eröffnete Provinzial-Siechenhaus war eine Pflegestätte alter und siecher Personen.

Nach 1933 machten sich weiterer Aufschwung und Modernisierung des Stadtbildes bemerkbar. Zuerst beseitigte eine große Stadtrandsiedlung im Nordosten der Stadt die drückende Wohnungsnot, dann bekam Pr. Eylau im Oktober 1935 eine starke Garnison von einem Bataillon Infanterie und einer Abteilung Artillerie in den neuerbauten Kasernen am südlichen Stadtrand. Eine weitere rege Bautätigkeit erforderte neue Straßen, ein großes Heeres-Verpflegungsamt entstand. Der nahe Truppenübungsplatz Stablack machte sich wirtschaftlich bemerkbar und eine neue Bahnlinie Pr. Eylau-Stablack-Zinten-Heiligenbeil erweiterte die Bahnverbindungen.

Größe: 1348: 30 Morgen; 1379: 17 Hufen; 1596: 27 Hufen; 1632: 30 Hufen; 1809: 43 Hufen; 1885: 881 ha; 1930: 1410,2 ha (Eingemeindung).
Wohnhäuser: 1833: 188; 1846: 197; 1871: 209; 1885: 234; 1895: 219; 1925: 276.
Haushalte: 1785: 200; 1820: 232; 1871: 836; 1885: 808; 1895: 826; 1925: 969.
Einwohner: 1600:um 1000; 1782:1453; 1804:1816; 1820:1631; 1846:2630; 1852:2988; 1871:3719; 1885:3547; 1900:3248; 1910:3270; 1925:3787; 1933:4123; 1939:7485 (davon 1185 Militärpersonen).

Im I. Weltkrieg war die Stadt Ende August-Anf. September 1914 etwa 8 Tage von russischen Truppen besetzt. Größere Schäden konnten durch das tatkräftige Eingreifen von Superintendent Ebel und anderer beherzter Männer abgewendet werden. Im II. Weltkrieg kam Pr. Eylau Ende Januar 1945 in das Frontgebiet und erlitt Anfang Februar schwere Zerstörungen durch feindliche Bombenangriffe und Artilleriebeschuß. Die 4. Schlacht bei Pr. Eylau endete mit der Besetzung der Stadt am 9. 2. 1945 durch Sowjet-Truppen. Eine traurige Berühmheit errang das große Zivil- und Kriegsgefangenenlager, das die Sowjets in der Infanterie-Kaserne einrichteten und in dem Tausende von deutschen Männern und Frauen umkamen.

Die Stadt Pr. Eylau liegt seitdem im sowjetrussisch besetzten Teil von Ostpreußen und ist als Bagrationowsk Verwaltungssitz des Rayons Bagrationowsk (1146 qkm) des "Oblast" Königsberg (Kaliningrad).